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Österreichischer Schwerhörigenbund
DACHVERBAND

Telefonie: App gegen Schwerhörigkeit

Forscher in Hong Kong haben eine Smartphone Anwendung entwickelt, die Frequenzen anheben kann, die der Gerätenutzer besonders schlecht hört.

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Ein hoher Prozentsatz der Amerikaner haben laut der jüngsten Statistik des Center for Hearing and Communication (CHC) Probleme mit ihrem Gehör. Um diesen Menschen im Umgang mit Gadgets wie Smartphones zu helfen, reicht es jedoch nicht, einfach nur die Lautstärke des Gerätes zu erhöhen: Die Art der Schwerhörigkeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. "Jeder Hörverlust hat seinen eigenen Fingerabdruck", erläutert Barbara Kelly vom Betroffenenverband Hearing Loss Association.

Eine neue Smartphone-Anwendung namens "ACEHearing" versucht dieses Problem nun mit Hilfe eines einfachen Tests anzugehen: Dieser diagnostiziert die Form der Schwerhörigkeit und passt dann den Audio-Output eines Mobilgerätes an, damit dieser zum Hörprofil des Nutzers auch wirklich passt. Andrew van Hasselt, der an der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Chinese Unversity in Hong Kong lehrt, hat die Technik zusammen mit einem Forscherteam entwickelt. "Momentan ist die App noch im Prototypstadium. Wir hoffen aber, dass sie eines Tages zum Standard in Smartphones, Tablets und anderen Geräten wird, die über Tonausgabe verfügen."

Der ACEHearing-Test erfolgt per Kopfhörer. Dabei spielt die App Klänge über einen bestimmten Frequenzbereich ab und fragt nach, ob der Nutzer sie hören kann. Die Software passt dann anschließend den Frequenzgang an und verstärkt problematische Bereiche, statt einfach nur die Gesamtlautstärke zu erhöhen. Das hilft beispielsweise Menschen, die Sprache nicht gut verstehen, in anderen Frequenzbereichen aber noch besser hören.

Der ACEHearing-Test soll dabei mindestens genauso gut sein wie automatisierte Untersuchungsverfahren, die Ohrenspezialisten verwenden, meint Paul Lee, dessen Firma Ximplar bei der Entwicklung der App geholfen hat. "Es dauert oft fünf bis sieben Jahre, bevor ein Mensch, der einen Hörverlust erlitten hat, das Problem überhaupt angeht." Das ACEHearing-Team hoffe, Patienten früher zu helfen: durch eine möglichst einfach zu nutzende Lösung.

Brian Fligor, Diagnostikleiter für den Bereich Ohrenheilkunde am Children's Hospital in Boston, empfiehlt allerdings, sich nicht nur auf eine App wie ACEHearing zu verlassen. Eine vollwertige Untersuchung sei notwendig, um Hörproblemen wirklich auf den Grund zu gehen. "Ich kann mir aber vorstellen, dass die Technik Musikfreunden helfen könnte, ein besseres Klangbild zu erhalten." Momentan ist das ACEHearing-Team dabei, Verhandlungen mit verschiedenen Smartphone-Herstellern zu führen, die das Verfahren in ihre Geräte einbauen wollen.

Quelle: Technology Review auf heise.de, 11/11